Die Hirngerbung, also die Gerbung von Tierhäuten mit der tiereigenen Hirnmasse, ist ein nahezu in Vergessenheit geratenes Gerbverfahren, das in der Praxis heute kaum noch anzutreffen ist. Historisch wurde es hauptsächlich von nordamerikanischen Ureinwohnern angewandt und mit einer Rauchkonservierung verbunden.
Als Unterart der Fettgerbung löst die Gehirnmasse das hauteigene Fett und bewirkt gleichzeitig eine äußerliche Fettung sowie einen Fülleffekt ähnlich dem Glacéverfahren. Vorbereitend wird das Gehirn zuerst gekocht und dann in kleinen Portionen auf die Rohhaut (mit oder ohne Haarbesatz) aufgetragen, bevor es mit einem runden, stumpfen Gegenstand so kräftig in die Haut einmassiert wird, als ob man die Hirnmasse auf der anderen Hautseite wieder herausdrücken wolle. Nach dem Einreiben wird auch das Kochwasser des Gehirns auf diese Weise in das Leder aufgetragen, um den Gerbstoff noch besser zu verteilen.
Hirngegerbte Leder sind an sich nicht resistent gegen Verhärtungen beim Trocknen, nachdem sie Nässe ausgesetzt waren. Wie beim Glacéleder spricht man hier von einer "unechten", nicht permanenten Gerbung, da die Hautfasern selbst sich chemisch nicht verändern und die Gerbung prinzipiell auswaschbar ist. Auch der Gerbvorgang selbst ist wie bei der Weißgerbung sehr kurz und kann in wenigen Tagen abgeschlossen sein. Um die Weichheit hirngegerbter Leder dennoch zu gewährleisten, wurden sie traditionell in einem speziellen Zelt über Holzrauch gelagert, was der Haut einen dunklen Braunton verlieh.