Gut rückgefettete Leder werden nie so schnell schrumpfen wie schlecht gepflegte Leder. Die Gerbart des Leders beeinflusst aber direkt seine Schrumpfungsanfälligkeit. Traditionell pflanzlich gegerbte Leder beginnen bereits bei 70 Grad Celsius zu schrumpfen. Das klingt nach einer hohen Temperatur - die allerdings schnell erreicht ist, wenn ein Cabrio mit nassen, dunklen Ledersitzen zum Trocknen in die pralle Sonne gestellt wird. Das Leder wird dann regelrecht gekocht. Moderne Gerbverfahren wie die Chromgerbung setzen die Schwelle der Lederschrumpfung nach oben, so dass solche Leder erst ab 90 bis 100 Grad Celsius Veränderungen aufweisen. Bemerkenswert ist hierbei jedoch, dass Chromleder zwar später schrumpfen als chromfrei gegerbte Leder - dann jedoch deutlich stärker. Synthetisch gegerbte Leder beispielsweise schrumpfen zwar bereits ab 85 Grad Celsius, werden sich dann jedoch nicht so ausgeprägt zusammenziehen wie Chromleder.
Bereits während des Gerbvorgangs selbst muss die Temperatur, der das Leder ausgesetzt wird, ständig kontrolliert werden. Rohhäute und Blößen beispielsweise sollten nicht mit mehr als 30 Grad Celsius konfrontiert werden, da ihre Stabilität gegenüber Temperatureinflüssen noch gering ist. Während der Gerbung selbst wird generell der Temperaturbereich von 50 bis 70 Grad Celsius eingehalten. Weiterhin ist die Temperatur zu überwachen bei der Trocknung, der Zurichtung sowie dem Prägen des Leders.
Automobilhersteller und deren Zulieferer machen sich das Schrumpfungsverhalten von Leder übrigens zunutze - etwa zur Verkleidung von Armaturenbrettern. Um einerseits Formstabilität am zu verkleidenden Gegenstand zu erreichen und andererseits zu gewährleisten, dass das Leder auch unter den Praxisbedingungen im Auto (Sonneneinstrahlung und ggf. hohe Luftfeuchtigkeit!) stabil bleibt, wird das Leder in der Produktion bereits "vorgeschrumpft" (Pre-shrunk leather). Dieses sogenannte heat setting wird durchgeführt, indem das Leder für kurze Zeit Temperaturen von mehr als 100 Grad Celsius ausgesetzt wird - lang genug, um eine dauerhafte Form zu erzielen, aber auch ausreichend kurz, damit das Leder nicht unbrauchbar wird.