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- | [[bild:spaltriss.jpg|thumb|230px|Fleischspaltleder sind gegenüber Narbenspaltledern deutlich weniger reißfest, da die Fasern weniger stark miteinander vernetzt sind. Das Bild zeigt das charakteristische Ausfransen solcher Leder am Rand von Rissen.]]Wird eine [[Haut]] oder ein [[Fell]] über die gesamte Fläche in mehrere Schichten zerlegt, so bezeichnet man diesen Vorgang als '''Spalten'''. Oft werden dickere [[Leder]] - besonders vom [[Rindsleder|Rind]], das 5 bis 10 Millimeter starke Häute liefert - gespalten. Die so gewonnenen Schichten nennt man Narbenspalt (Außenspalt), Fleischspalt (unterer Spalt), und bei schwereren Häuten kann auch Kernspalt (Mittelspalt oder Zwischenspalt) anfallen. Bei aus Fleischspalt oder Mittelspalt hergestellten Ledern muß das Wort "Spalt" Teil des Namens sein, z. B. Rindspalt, Schweinsspalt etc., da dieses Spaltleder in der Regel nicht so wertvoll und qualitativ hochwertig ist wie das Narbenspalt: Die Dichte der Eiweißfasern, die das Leder bilden, nimmt nach unten in Richtung Fleischspalt nämlich immer stärker ab. Am festesten ist der Narbenspalt mit der glatten Lederoberseite. | + | [[bild:spaltriss.jpg|thumb|230px|Fleischspaltleder sind gegenüber Narbenspaltledern deutlich weniger reißfest, da die Fasern weniger stark miteinander vernetzt sind. Das Bild zeigt das charakteristische Ausfransen solcher Leder am Rand von Rissen.]]Wird eine [[Haut]] oder ein [[Fell]] über die gesamte Fläche in mehrere Schichten zerlegt, so bezeichnet man diesen Vorgang als '''Spalten'''. Oft werden dickere [[Leder]] - besonders vom [[Rindsleder|Rind]], das 5 bis 10 Millimeter starke Häute liefert - gespalten. Die so gewonnenen Schichten nennt man Narbenspalt (Außenspalt), Fleischspalt (unterer Spalt), und bei schwereren Häuten kann auch Kernspalt (Mittelspalt oder Zwischenspalt) anfallen. Die nach unten abgespaltenen Leder sind auf beiden Seiten rau wie die Rückseite eines Leders. |
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+ | Als wertvoller gilt der "Narbenspalt". Das Fasergefüge ist in den oberen Schichten, bzw. im Narbenbereich wesentlich dichter und dadurch reißfester. Dazu ist die narbige Oberfläche glatt und genarbt und kann daher leichter zu einem [[Zurichtung|pigmentierten Glattleder]] weiterverarbeitet werden. | ||
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+ | Nach dem Verlassen der [[Gerbung|Gerberei]] wird der Begriff "Narbenspalt" nicht mehr verwendet. Der Lederhändler bis zum Endkunden verwendet dann je nach Lederart Begriffe wie "Glattleder", "[[Anilinleder]]", "[[Nappa]]" etc. Der Begriff "Spalt" taucht im Zusammenhang mit der Narbenseite nicht mehr auf. Der untere Spalt mit den zwei rauen Seiten wird dann auch nicht mehr als "Fleischspalt", sondern als "Spaltleder", "[[Spaltvelours]]" oder "[[Veloursleder]]" oder mit dem Überbegriff "[[Rauleder]]" bezeichnet. Um die Lederarten für den Laien verständlicher zu machen, ist das auch gut so. Dadurch ist klar, dass beim Begriff "Spalt" immer die weniger stabile untere Schicht gemeint ist. | ||
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+ | Bei aus Fleischspalt oder Mittelspalt hergestellten Ledern muss das Wort "Spalt" Teil des Namens sein, z. B. Rindspalt, Schweinsspalt etc., da dieses Spaltleder nicht so hochwertig wie der Narbenspalt ist. | ||
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+ | Im Bekleidungsbereich sind [[Schweinsvelours]] oder [[Ziegenvelours]] die typischsten Rauleder. Schweinsleder ist i. d. R. etwas steifer und auch nicht so reißfest wie ein Ziegenvelours. Daher liegt es preislich unter dem Ziegenvelours. Schweinsvelours wird auch häufig als "Porc Split" deklariert. Das ist die englische Bezeichnung für Schweinsvelours. | ||
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+ | Im Möbelbereich werden Spaltleder beschichtet, so dass diese wie ein Narbenspalt aussehen. Man nennt diese Leder dann "[[geprägtes Spaltleder]]" oder "[[PU-Leder]]". Im Alltag werden aber die wenigsten Spaltleder richtig deklariert. Meist werden solche Leder nur mit "[[Echtleder]]" und ähnlichen Begriffen deklariert. Es ist uns nicht bekannt, ob die Nichtdeklaration juristisch relevant ist. Zumindest aber bei den beschichteten Spaltledern ist es alles andere als kundenfreundlich, nicht auf diesen Tatbestand hinzuweisen. Vor einigen Jahrzehnten war Spaltvelours auch unbeschichtet in Mode. | ||
[[bild:spalt1.jpg|thumb|230px|Ein beschädigtes beschichtetes Fleischspaltleder. Dort, wo die Beschichtung durch mechanische Beanspruchung abgetragen wurde, tritt die eigentliche fransig-raue Struktur des Leders hervor.]] | [[bild:spalt1.jpg|thumb|230px|Ein beschädigtes beschichtetes Fleischspaltleder. Dort, wo die Beschichtung durch mechanische Beanspruchung abgetragen wurde, tritt die eigentliche fransig-raue Struktur des Leders hervor.]] | ||
[[bild:spalt2.jpg|thumb|230px|Zum Vergleich ein Narbenleder mit Abriebspuren, das als Glattleder zugerichtet wurde. Ausfransungen sind nicht zu erkennen.]] | [[bild:spalt2.jpg|thumb|230px|Zum Vergleich ein Narbenleder mit Abriebspuren, das als Glattleder zugerichtet wurde. Ausfransungen sind nicht zu erkennen.]] | ||
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- | Um nicht deklarierte Spaltleder zu "entlarven", kann man sie leicht anschleifen (um die Deckfarbe anzulösen) und eine Weile in eine warme 1:1-Essigwasserlösung legen. Wenn es sich um Spaltleder handelt, wird die abgeschliffene Stelle rauh, während sie bei Narbenleder glatt bleibt. | ||
Siehe auch: [[Narbenseite]], [[Fleischseite]] | Siehe auch: [[Narbenseite]], [[Fleischseite]] |
Als wertvoller gilt der "Narbenspalt". Das Fasergefüge ist in den oberen Schichten, bzw. im Narbenbereich wesentlich dichter und dadurch reißfester. Dazu ist die narbige Oberfläche glatt und genarbt und kann daher leichter zu einem pigmentierten Glattleder weiterverarbeitet werden.
Nach dem Verlassen der Gerberei wird der Begriff "Narbenspalt" nicht mehr verwendet. Der Lederhändler bis zum Endkunden verwendet dann je nach Lederart Begriffe wie "Glattleder", "Anilinleder", "Nappa" etc. Der Begriff "Spalt" taucht im Zusammenhang mit der Narbenseite nicht mehr auf. Der untere Spalt mit den zwei rauen Seiten wird dann auch nicht mehr als "Fleischspalt", sondern als "Spaltleder", "Spaltvelours" oder "Veloursleder" oder mit dem Überbegriff "Rauleder" bezeichnet. Um die Lederarten für den Laien verständlicher zu machen, ist das auch gut so. Dadurch ist klar, dass beim Begriff "Spalt" immer die weniger stabile untere Schicht gemeint ist.
Bei aus Fleischspalt oder Mittelspalt hergestellten Ledern muss das Wort "Spalt" Teil des Namens sein, z. B. Rindspalt, Schweinsspalt etc., da dieses Spaltleder nicht so hochwertig wie der Narbenspalt ist.
Im Bekleidungsbereich sind Schweinsvelours oder Ziegenvelours die typischsten Rauleder. Schweinsleder ist i. d. R. etwas steifer und auch nicht so reißfest wie ein Ziegenvelours. Daher liegt es preislich unter dem Ziegenvelours. Schweinsvelours wird auch häufig als "Porc Split" deklariert. Das ist die englische Bezeichnung für Schweinsvelours.
Im Möbelbereich werden Spaltleder beschichtet, so dass diese wie ein Narbenspalt aussehen. Man nennt diese Leder dann "geprägtes Spaltleder" oder "PU-Leder". Im Alltag werden aber die wenigsten Spaltleder richtig deklariert. Meist werden solche Leder nur mit "Echtleder" und ähnlichen Begriffen deklariert. Es ist uns nicht bekannt, ob die Nichtdeklaration juristisch relevant ist. Zumindest aber bei den beschichteten Spaltledern ist es alles andere als kundenfreundlich, nicht auf diesen Tatbestand hinzuweisen. Vor einigen Jahrzehnten war Spaltvelours auch unbeschichtet in Mode.
Siehe auch: Narbenseite, Fleischseite
Stationen der Lederherstellung |
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