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Dashboardleder)
Durch Hitze im Heckbereich eines BMW E30-Cabrios geschrumpftes Leder.
Die
Schrumpfung und Verhärtung von
Ledern ist ein weit verbreitetes Problem, insbesondere bei Sitzbezügen und Armaturenbrettern in
Oldtimerfahrzeugen. Leder verhärten einerseits, weil sie durch mangelnde Pflege austrocknen, also ihre innere Fettung mit der Zeit verlieren. Beschleunigt wird dieser Prozess allerdings noch dadurch, dass Leder sich unter Hitzeeinwirkung unwiederbringlich zusammenziehen (die sogenannte "
Verleimung"), da das Kollagen der Fasern dann unter Abgabe des zuvor in ihnen gebundenen Wassers denaturiert. Zunächst bilden sich kleine vereinzelte Verdickungen im Leder, die sich in der Folge ausweiten und verfestigen, wobei die Dichte des Leders insgesamt ansteigt, aber seine Dimensionen sich verringern. Diese Verhärtung ist extrem stabil - einmal geschrumpfte Leder sind daher irreparabel beschädigt und können zwar mit entsprechenden Pflegeprodukten aufgeweicht, aber nie wieder auseinander gezogen werden.
Kochendheiße Flüssigkeit auf der Sitzfläche eines Sofas.
Gut rückgefettete Leder werden nie so schnell schrumpfen wie schlecht gepflegte Leder. Die
Gerbart des Leders beeinflusst aber direkt seine Schrumpfungsanfälligkeit. Traditionell
pflanzlich gegerbte Leder beginnen bereits bei 70 Grad Celsius zu schrumpfen. Das klingt nach einer hohen Temperatur - die allerdings schnell erreicht ist, wenn ein Cabrio mit nassen, dunklen Ledersitzen zum Trocknen in die pralle Sonne gestellt wird. Das Leder wird dann regelrecht gekocht. Moderne Gerbverfahren wie die
Chromgerbung setzen die Schwelle der Lederschrumpfung nach oben, so dass solche Leder zwischen 90 bis 110 Grad Celsius Veränderungen aufweisen. Bemerkenswert ist hierbei jedoch, dass Chromleder zwar später schrumpfen als chromfrei gegerbte Leder - dann jedoch deutlich stärker.
Synthetisch gegerbte Leder beispielsweise schrumpfen zwar bereits ab 75 Grad Celsius, werden sich dann jedoch nicht so ausgeprägt zusammenziehen wie Chromleder. Die Feuchtigkeit eines Leders hat auch einen Einfluss auf die Schrumpftemperatur. Trockene Leder sind temperaturstabiler als feuchte Leder. Da Leder die umgebende Luftfeuchtigkeit aufnimmt, muss der Parameter „Feuchtigkeit“ bei kritischen Einsatzzwecken des Leders mit beachtet werden.
Bereits während des Gerbvorgangs selbst muss die Temperatur, der das Leder ausgesetzt wird, ständig kontrolliert werden. Rohhäute und Blößen beispielsweise sollten nicht mit mehr als 30 Grad Celsius konfrontiert werden, da ihre Stabilität gegenüber Temperatureinflüssen noch gering ist. Während der Gerbung selbst wird generell der Temperaturbereich von 50 bis 70 Grad Celsius eingehalten. Weiterhin ist die Temperatur zu überwachen bei der Trocknung, der Zurichtung sowie dem Prägen des Leders.
Automobilhersteller und deren Zulieferer machen sich das Schrumpfungsverhalten von Leder übrigens zunutze - etwa zur Verkleidung von Armaturenbrettern. Um einerseits Formstabilität am zu verkleidenden Gegenstand zu erreichen und andererseits zu gewährleisten, dass das Leder auch unter den Praxisbedingungen im Auto (Sonneneinstrahlung und ggf. hohe Luftfeuchtigkeit!) stabil bleibt, wird das Leder in der Produktion bereits "vorgeschrumpft" (Pre-shrunk leather). Dieses sogenannte heat setting wird durchgeführt, indem das Leder für kurze Zeit Temperaturen von mehr als 100 Grad Celsius ausgesetzt wird - lang genug, um eine dauerhafte Form zu erzielen, aber auch ausreichend kurz, damit das Leder nicht unbrauchbar wird.
Siehe auch
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