Jeder hat schon einmal den wohltuenden Duft von alten Ledern wahrgenommen, nur findet man heute kaum noch Leder, die diesen schönen Geruch verströmen. Früher wurden Leder anders gegerbt. Die pflanzliche Gerbung war die hauptsächliche Gerbart. Die verwendeten Gerb- und Rückfettstoffe gaben dem Leder ein besonderes Odeur. Einige der früher eingesetzten geruchsgebenden Stoffe sind heute sogar verboten. Insbesondere einige Nitro-Moschusverbindungen, die den Geruch von Leder stark prägten.
Heute werden die meisten Auto-, Möbel- und Bekleidungsleder chromgegerbt. Das Ergebnis dieser Gerbart ist weniger geruchsintensiv. Es gibt auch nicht nur einen Ledergeruch, sondern je nach Gerbart, Rückfettung und Färbechemie riechen Leders entsprechend anders. Entsprechend ist auch eine Mischung von Einzelgerüchen der verwendeten Substanzen für den Endgeruch des Leders verantwortlich.
Die Automobilindustrie legt sogar großen Wert auf möglichst wenig Eigengeruch. Zur Prüfung wird der Innenraum eines Fahrzeugs auf 70° C erwärmt, da bei sich Gerüche bei steigenden Temperaturen intensivieren. Experten mit besonders empfindlichen Nasen prüfen dann den Innenraum auf starke Gerüche. Der Autoindustrie ist ein Innenraum ohne Gerüche lieber, da ein vorhandener Geruch eher zu einer Reklamation führt als kein Geruch. Der eine findet einen Geruch zwar toll, aber einem anderen wird dann bei Kurven noch eher übel. Das soll durch möglichst geringen Eigengeruch verhindert werden.
Da viele Verbraucher einen Ledergeruch als angenehm empfinden, wird schon länger geforscht, wie man den Geruch eines Leders in der Produktion des Leders steuern kann. Da der Ledergeruch aber durch ein Stoffgemisch der in der Produktion verwendeten Gerbstoffe, Rückfettungsmittel, Farbstoffe, Bindemittel, Konservierungs- oder Gerbstoffen ist, kann man den endgültigen Ledergeruch gar nicht steuern. Die meisten Einzelkomponenten sind notwendig, um die gewünschte Lederqualität zu erreichen. Tauscht man ein Element aus, um einen bestimmten Geruch zu erhalten, ändert man zugleich die Qualitätsparameter des Leders.
Es gab auch schon Versuche, über Mikrohohlkugeln (verlinken) Gerüche in das Leder oder die Zurichtung einzubringen, die unter Belastung einen Ledergeruch mit der Zeit abgeben. Bisher sind aber keine, auf diese Art hergestellten Leder, im Markt verbreitet.
Alternativ gibt es die Möglichkeit, einen Ledergeruch wie ein Parfum (verlinken mit Shop Essenz?) mit auf das Endprodukt aufzutragen.
Einige Neuleder von Taschen, Gürteln und Jacken haben einen stark unangenehmen Geruch. Dieser kann auftauchen, wenn minderwertige Fischöle oder andere, schlecht riechende Substanzen im Herstellungsprozess eingesetzt wurden. Hierauf sollte man beim Kauf achten. Dieses Phänomen tritt häufiger bei preiswerter Ware auf. Leider lässt sich dieser Geruch meist nicht mehr entfernen. Man sollte solche Ware daher nicht kaufen oder schnell reklamieren.
Für die Beurteilung, ob ein Leder gut oder schlecht riecht, gibt es auch keine Messinstrumente. Bei Begutachtungen geben Gutachter oder Testpersonen ihr subjektives Empfinden kund.
Manche Leder nehmen Geruch durch falsche Lagerung an. Meistens handelt es sich um Schimmel oder den typischen "Kellermuff". Auch hier sollte vor einem Kauf gebrauchter Lederartikel darauf geachtet werden. Der schönste Oldtimer oder die schönste Krokotasche ist dadurch schnell wertlos. Häufig sind solche Gerüche nicht eliminierbar.
Je nach Herkunft, Lederart, Färbung, Rückfettungsmittel, Konservierungs- oder Gerbstoffen sind Ledergerüche immer unterschiedlich: